Ausgebremst?

Volle Straßen hat es in Rangsdorf, bis auf das eine Wochenende im Jahr, an dem Weihnachtsmarkt ist, ja noch nie gegeben, aber nun ist es wie jeden Tag Sonntag. Keine Zombieapokalypse, aber eben leer. Mein Blick ist dabei recht eingeschränkt, da ich selbst mit Erkältungssymptomen die zwei Wochen nicht nur krankgeschrieben bin, sondern auch gänzlich zu hause bleibe. Eine völlig neue Erfahrung für mich, aber tatsächlich schenkt mir die Gewissheit jetzt wenigstens zwei Wochen noch nicht einmal zur Arbeit zu müssen die Ruhe und erlöst von dem Gefühl, doch noch etwas machen, erleben, raus zu müssen! Kein „nochmal zu Ikea“ oder „Tierpark oder Aquarium?“.

Oben streiten sich gerade die Jungs… Meine Jungs waren schon immer eher die Draußen-Kinder. Innerhalb von vier Wänden reflektiert ihre Energie wieder auf sie zurück und entzündet sich. So oder so ähnlich stelle ich es mir zumindest vor 😉 Ihre Präsenz ist allumfassend…Aber! Ich habe Zeit, mir die Zeit zu nehmen Konflikte zu begleiten, nach zu besprechen und nicht stehen oder gar befeuern zu müssen, indem ich schnelle Urteile fälle, um zum Beispiel noch pünktlich auf Arbeit zu sein.

Der Coronavirus kommt da eher an zweiter Stelle.

Ich habe vor allem Angst um meine Eltern und die krudesten Szenarien schwirren durch meinen Kopf. Kann/darf ich für sie da sein, wenn sie tatsächlich erkranken? Wie lange treffen wir uns besser nicht? Die gemeinsame Zeit, die wir haben ist eh schon begrenzt, jetzt verkürzt sie sich aus Sorge ansonsten gar keine mehr zu haben?

Das andere was ich erfahre in dieser Coronakrise ist eine enorme Inkonsequenz und Ignoranz gegenüber anderen. Als wäre es nicht möglich, seine eigenen Bedürfnisse und Meinungen hinten an zu stellen und den Empfehlungen derjenigen zu folgen, die dazu ausgebildet sind. Was ist das mit den Coronapartys, Treffen auf Spielplätzen und „Mein Kind braucht aber Sozialkontakte!“? Ich selbst, bin mir auch nicht sicher, ob die Maßnahmen irgendetwas bringen, zumal ich viel Inkonsequenz sehe und auch Unwissenheit in der Exekutive, aber deshalb pfeiff ich nicht auf alles (und jeden!).

Die „spirituelle Welt“ wird geflutet mit Danksagungen und Lobgesängen auf den Virus, der es uns „nun endlich ermöglicht innezuhalten und sich auf das Innen zu besinnen“. Oder „die Erde wieder erblühen lässt“. Ein Geschenk also… Eine Art Reboot erfahre ich gerade auch und ich wüsste, ohne die aktuelle Situation hätte ich im Leben nicht soviel Zeit dazu (oder würde sie mir geben), aber das ist mir dann doch zuviel „rosarote Brille auf“.

Mit dem einen als auch dem anderen vertiefen wir uns gedanklich absolut in dem Virus und geben unheimlich viel Energie dahin. Aus dem Blickwinkel von allem ist die aktuelle Situation interessant und jeder kann daran wachsen, wie an allen anderen Themen, die er sich gibt beziehungsweise hat. Es gibt sie nicht, die allgemeingültige Weisheit „Der Virus ist/macht/schenkt/führt zu…!“ Jeder sollte sich gut überlegen, was es für sich bedeutet und nicht vergessen, dass es sie immer wieder gibt, die großen Ereignisse auf dem Zeitstrahl der Menschheit. Ich bemühe mich, ganz nah und real, hilfsbereit und achtsam zu sein und an meinen Themen zu wachsen, die in der aktuellen Situation einfach noch deutlicher hervorstreten. Also vielleicht doch ein kleines Dankeschön mit Augenzwinkern, denn ohne soviel Tamtam wäre ja auch mal ganz angenehm 😉

 

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